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Die Vernehmung des geheimen Zeugen „Kabanov“ beginnt (er ist als Neofaschist Vlad Gresko / Dobrovolsky bekannt).

Die Anwälte von Ilya Shakursky und Andrei Chernov beantragten die Aufhebung des Status eines geheimen Zeugen von Kabanov, da Shakursky diese Person als den Neofaschist Vlad Gresko (Dobrovolsky) kennt. Diese Person hatte weder damals noch heute Grund, um ihr Leben zu fürchten, auch die Ermittlungen ergaben keine derartigen Daten. Vor Gericht bestätigt “Kabanov”, dass er nie Drohungen bekommen hatte. Das Gericht lehnt den Antrag dennoch ab. Nur die Stimme des Zeugen ist bei der gerichtlichen Anhörung zu hören. 

Zuerst ließt der Zeuge sein Geständnis von der Vorsurchsuchung vor. Er hat eine Person namens “Spike” im Sommer 2016 übers Internet kennengelernt und sie wären über das gemeinsame Hobby Airsoft und Sport ins Gespräch gekommen. Anschließend trafen sie sich und er wurde einer weiteren Person namens “Igor” vorgestellt. Fortan trafen sie sich, um nicht abgehört zu werden – ohne Telefone. Sie redeten über alltägliche Sachen, wobei Igor sich “negativ über den Lebensstandart in unserem land äußerte und unzufrieden mit den Gesetzten war. Das Gespräch ging ins politische über. Igor sagte, dass Russland gegenwärtig in Korruption ersäuft, Putins Regime sichert Recht und Freiheit nur den Oligarchen zu und das Volk, die Arbeiter und Bauern keben in Armut und ernähren mit ihrer Arbeit Taugenichtse und Parasiten.” In dem Gespräch teilte der Zeuge Igor auf dessen Nachfrage mit, dass er früher rechte Ansichten hatte, diese aber aufgegeben hatte, ebenfals unszufrieden mit der Regierung und Ordnung war, sich dem Airsoft hingibt um im Erstfall für seine Nächsten und sein Land einzustehen und daher möglichst Kriegsnah trainieren möchte. Darauf erzählte ihm Igor, dass seine Freunde und er sich bereits vom klassischen Airsoft in taktisches Training mit Waffen übergegangen seien. Einzelheiten dazu erzählte er ihm nicht. 

Im Anschluss fand die Befragung durch den Staatsanwalt statt. 

Der Zeuge berichtet, dass er sich auch zum Trainieren mit “Spike” im Wald getroffen hätte. 

Auf Nachfragen über Literatur berichtet der Zeuge, dass er von “Spike” ein Buch namens „Die neue Generation“ bekommen hat, welches sich aber im Umschlag eines russischsprachigen Lehrbuchs für die 6. Klasse befand. In dem Buch ging es um Terrorakten und Angriffe von Anarchisten ging – etwa Zerstörung von Baumaschinen und einen Angriff auf die Verwaltung der Stadt Khimki (In dem moskauer Vorort Khimki bildete sich Mitte/ Ende der 2000 ein Zusammenschluss verschiedener zivilgesellschaftlicher Akteure wie Ökoaktivisten und Naturwissenschaftler, die gegen den Bau einer Fernstraße durch den Urwaldes und somit dessen Rodung in dem Ort Khimki waren. Nach jahrelangen erfolglosen Bemühungen mit örtlichen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen und eine andere Lösung statt der Rodungen zu finden, griffen Aktivisten zu Mitteln des zivilen Ungehorsams und Sabotageaktionen – diese richteten sich nie gegen Menschen. Nachdem das Ökocamp brutal von einer Gruppe – vermutlich angeheuerten – rechten Hooligans angegriffen wurde, protestierte kurz darauf eine Gruppe Sympathisanten in Khimki. Sie demonstrierten durch die Stadt Khimki und beschädigten eine Verwaltungsgebäude – nach Feierabend, als keine Mitarbeiter mehr darin waren., Anm.d.Ü.). 

Der Zeuge sagt, es hätte Rollen in der Gruppe gegeben, dass “Spike” zum Beispiel an der Gewinnung neuer Mitglieder beteiligt war und Spezialist für Computersicherheit. 

Er hätte ihm einem “Andrej” vorgestellt, der Spezialist für Sprengsätze sei. Von diesem erfuhr der Zeuge von der Zusammensetzung eines Sprengsatzes. Außerdem hätte der Zeuge auch in einem St. Petersbuger Cafe über Sprengkörperherstellung gesprochen. 

Bei einem Training in einer Fabrik sagte “Spike” dem Zeugen, dass er für die Ideen der Revolution brenne, Sprengsätze herzustellen und sie in einer anderen Region testen würde und dass er die Maidan-Option in Betracht ziehen müssen, aber radikaler zu handeln sei.

Anschließend findet die Befragung durch die Verteidigung statt. 

Kabanov verneint, die Frage, ob er eine Mitarbeiter des FSB sei und antwortet, dass er vom FSB zur Vernehmung vorgeladen wurde und freiwillig aussagte. 

Er hielt Kontakt und Gespräche – u.a. über die Herstellung von Sprengsätzen – aufrecht und fuhr sogar nach St. Petersburg, weil er neugierig war und es interessant fand, was die Leute noch so erzählen würden. Obgleich er auch aussagte, dass er Angst um sein Leben hatte. Nichtsdestotrotz suchte er nicht die Polizei auf. Wie die gespräche zwischen ihm und den Angeklagten aufgezeichnet worden sind, weiß der zeuge nicht. 

Weitere Fragen an den geheimen Zeugen „Kabanov“ stellen Ilya Shakursky, Arman Sgynbajev und die Anwälte.

Der Zeuge bestätigt, dass er ehemals rechte Ansichten hatten und gegen die Ungerechtigkeit und dagegen, dass viel Geld für Sicherheitsbeamte zum Nachteil der Bevölkerung ausgegeben wird. Er wusste, dass Spike antifaschistische Ansichten vertritt und kannte ihn von Videos im Internet. Mit Andreij lief die Kommunikation nur über den Computer. Dieser hielt an antiautoritären Ansichten fest, gab aber keine weitere spezielle Auskunft darüber. 

Kabanov brachte zum Training eine kugelsichere Weste mit, die er seit 2015 besitzt und Crossfit damit betrieben hatte. 

Die Audioaufnahmen von Kabanovs vermeindlichen Gesprächen mit Shakursky und Sagynbaev werden angehört.

In allen Aufnahmen ist Kabanovs Stimme deutlich zu hören, es gibt unterschiedliche Gesprächspartner, dessen Stimme fast immer unhörbar ist und teilweise keinem Angeklagten zugeordnet wird /werden kann, teilweise sind die Geräuschkullissen sehr laut. In den Gesprächen äußert Kabanov teilweise belanglose Sachen, z.B. beklagt sich über die Kälte, dass er sich erkältet hat, über das Zusammenleben mit seiner Freundin. Teilweise äußert er seine Meinung, z.B. zur Arbeit der Polizei – dass diese zu mächtig seien, dumm und alles Idioten -, zum modernen russischen Kinos – Filme auf dem ersten Kanal lohnen sich nicht, seien Mist, dass es einen  Informationskrieg gäbe, der nicht zwischen Ländern, sondern gegen die eigenen Bewohner verläuft. Die letzte Aufzeichnung, die insgesamt 22 Minuten dauert, dreht sich um ein Angebot, den Gesprächspartner nach Sibirien zu einer privaten Veranstaltung mitzunehmen, bei der es Schießtraining gibt und Menschen mit rechten Ansichten im Alter von 17 – 18 Jahren anwesend seien werden. 

Der Richter stoppt die Aufnahme frühzeitig, weil er keinen Sinn darin sieht, sie ganz anzuhören. 

Der Anwalt möchte von Kabanov wissen, wo all die Behauptungen zu Revolution und Systemsturz, von denen er bisher erzählt hat, in den Aufnahemn auftauchen. Kabanov antwortet, dass auf die eine oder andere Weise von politischen Ansichten die Rede ist. Auf erneute Nachfragen antwortet Kabanov, dass es bei den heute gehörten Mitschnitten, keine Gespräche mit Spike gibt zu denen er heute eine Zeugenaussage gemacht hatte. 

Rechtsanwalt zu Kabanov:

– Die Aufzeichnung des Gesprächs beginnt mit den Worten „Dann bist du Nationalsozialist…“. Wo beginnt das Gespräch?

– Nun, das bedeutet, dass es dort beginnt.

– Warum begrüßen Sie sich nicht?

– Das kommt so vor. 

– Sie sagten in Ihren Zeugenaussagen, dass Sie über die Ungerechtigkeit der Urteile und über die Sicherheitskräfte gesprochen haben – sprachen Sie dies speziell an, um die Diskussion über politische Fragen zu forvieren?

– Nein, ich habe nur meine Meinung mitgeteilt.

Pchelintsev zu Kabanov: 

– Ich verstehe das richtig, dass Sie absichtlich über die sibirischen Nationalisten in die Irre führen wollten, um ihre einigen Ziele zu erreichen?

Kabanov antwortet nicht.

– Sagen Sie bitte, haben Sie Spike wirklich in die Irre geführt, um irgendwelche Ziele zu erreichen?

– Ich hatte keine Ziele, nur Neugier.

– Sie sprachen über Typen im Alter von 17 bis 18 Jahren, die Sie in die Bewegung einbeziehen möchten. In welche? Und was für Typen sind das?

– Ich wollte niemanden einbeziehen, es war Spike, der fragte, wer sonst noch an der Vorbereitung der Revolution beteiligt sein könnte, also sagte ich das. 

– Ist es aufgezeichnet?

– Das war in früheren Gesprächen.

– Sie haben sehr ausführlich über die Jungs aus Sibirien gesprochen, dass Sie etwas mit ihnen gemacht haben. Was genau?

– Ich sagte das, um das Gespräch mit Spike am Laufen zu halten.

– Sie haben also gelogen?

Das Gericht gibt der Frage nicht statt, der Zeuge aber hört das nicht und sagt, dass er ihn in die Irre geführt hat.

– Sie sagten, dass Sie beabsichtigen, die Kommunikation im antiautoritären Umfeld fortzusetzen, bis die Bewegung beginnt. Was für eine Bewegung?

– Ich sagte das, um in die Irre zu führen.

– Also haben Sie erneut gelogen?

– Ja

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Datum

13 June 2019

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