Am 15. Prozesstag wurden ein Vertreter des Militärkommisariat angehört und weitere Zeigen befragt, die bei der Durchsuchung der Autos und Wohnungen von Dmitry Pchelintsev und Vasily Kuksov und bei Inspektion des verlassenen Lagers, in dem das “Waffenversteck” gefunden wurde, anwesend waren.
Der erste zeige Fedotov Nikolai Alexandrovich, Vertreter des Militärkommisariat berichtet, wie er von dem Molotow-Angriff auf das Kommissariat erfahren hatte – ein Kollege rief ihn an. Es gab keine Schäden an dem Gebäude, es waren keine Reparaturen erforderlich, es wurden keine Brandspuren gefunden, nur ein paar Scherben. Er berichtet, dass es zu diesem Zeitpunkt ähnliche Fälle von Angriffen auf das Militärkommisariat gab, die damaligen Beamten die Verdächtigen jedoch nicht identifizierten.
Die nächste Zeugin ist Victoria Gerasimova. Sie kennt keinen der Angeklagten. Sie war im Oktober während der Inspektion von Pchelintsevs Auto anwesend. Sie musste damals im Auto warten und sah wie ein junger Mann aus dem Haus kam, von FSB (Inlandsgeheimdienst)-Offiziere angehalten wurde und dann mit Handschellen festgenommen. Er wurde dabei nicht geschlagen, so die Zeugin. Danach gingen sie in die Wohnung von Pchelintsev, um an der Durchsuchung teilzunehmen. Gerasimova sagte, dass die FSB-Offiziere einen Durchsuchungsbefehl vorlegten, mit dem alle Anwesenden vertraut waren. Während der Durchsuchung waren die FSB-Beamten immer vor Zeugen in Sicht. Die Beamten beschlagnahmten einen USB-Stick, Waffen, Patronen und ein Safe mit Waffen. Danach haben etwa 10 Beamte das Auto durchsucht und 2 Granaten und 2 Waffen gefunden. Als Granaten entdeckt wurden, erklärte Pchelintsev, dass ihm diese untergeschoben worden waren, so die Zeugin. Die Granaten wurden getrennt von den anderen Sachen in ein Paket verwart, die Zeugin unterschrieeb nur zwei mal – einmal für die Wohnung und einmal fürs Auto. Auf die Fragen von Ptschelintzevs Anwalt hin wird deutlich, dass beschlagnahmte Tastentelefone nicht geprüft wurden, ob sich in ihnen SIM-Karten befinden, dass kein Spezialist, der die Waffen bzw. Granaten untersuchte und eine Liste erstellte, anwesend war, dass die Zeugin weder überprüfen konnte, ob und wie die am Durchsuchungsort gemachten Fotos den Protokollen zugeordnet wurden, noch ob die Protokolle vollständig ausgefüllt wurden, dass es keine Alarmanlage am Auto gab, dass es in ihrer Anwesenheit keine rechtliche Belehrung des Verhafteten gab und dass sie wegen dieser Ermittlungsangelegenheiten nicht weiter im FSB (Inlandsgeheimdienst) verhört wurde. Der Anwalt forderte die Bekanntgabe des Protokolls der Ermittlungsmaßnahmen.
Mit dessen Bekanntgabe und Nachfragen an die Zeugen kamen mehrere Unstimmigkeiten zum Vorschein. Auf allen Blättern im Protokoll befinden sich z.B. nur 4 Unterschriften von 5 Teilnehmern an Ermittlungsmaßnahmen. An der Stelle für die Unterschrift eines Spezialisten, unterschrieb einer der Teilnehmer der Durchsuchung. Das Protokoll wurde den Teilnehmern der Ermittlungsaktionen vorgelesen, obwohl die Zeugin sagte, dass sie das Protokoll persönlich gelesen hatte. Bei der Fotodokumnetation gibt es zum einen ein Bild mit lediglich einer Granate – obwohl im Protokoll 2 genannt werden, zum anderen gibt es keine Unterschrift von Zeugen, lediglich die von Ermittler Tokarevs. Ebenso fehlt im Protokoll die Schilderung der Reihenfolge der Untersuchung des Autos – keine Aufzeichnungen über die Inspektion des Kofferraums und des Handschuhfachs.
Der nächste Zeuge ist Belyakov Andrei. Er kennt keinen der Angeklagten. Er war bei der Durchsuchung eines verlassenen Lagers – welches der FSB als Ausbildungsstätte von Terroristen vermutete – im Dorf Ruzayevka anwesend, um nach Waffen und Drogen zu suchen. Bevor die Zeugen ihren Einsatz begannen, hatte Egor Zorin eine Unterredung mit den Beamten und erklärte ihnen wohl, wo sie was finden würden. Dementsprechend zielstrebiges suchen sie die Orten in Begleitung der Zeugen auf, wo Waffen waren. Es wurden u.a. auch Überreste von vermeindliche Molotow-Cocktaisl gefunden. Allerdings waren keine Experten vorhanden, die das Material untersuchten und Vermutungen hätten bestätigen können. Laut Zeugen wurden zwei Protokolle angefertigt, die er selbst nicht gelesen sondern nur vorgelesen bekommen hat. In der Unterschriftsspalte für den Experten sind im Protokoll keine Unterschriften vorhanden. Fotos bzw. die fotodokumentation der Untersuchung hat der Zeuge nicht gesehen.
Der nächster Zeuge ist Saltanov. Er kennt keinen der Angeklagten. Er war bei der Durchsuchung von Shakurskys Wohnung anwesend. Während der Suche wurden Literatur, Waffen mit Patronen und ein Feuerlöscher beschlagnahmt. Bei der Untersuchung eines Feuerlöschers erklärte ein Hundeführer mit einem Hund, dass es sich um eine provisorische Sprengvorrichtung handelt. Diese wurde vor Ort – in Anwesenheit von allen Beamten und Zeugen! – von einem Spezialisten “entschärft”. Die meisten Fragen der Verteifdigung zum Verlauf und Einzelheiten der Durchsuchung beantwortet der Zeuge mit “Weiß ich nicht mehr.”
Der nächste Zeuge hieß Sulin. Er hat im Oktober 2017 mit dem FSB bei der Durchsuchung von Kuksovs Wohnung teilgenommen. Es wurden Telefon, Tarnjacke, Festplatte und Tower beschlagnahmt Als sie zum Auto gingen stellte sich heraus, dass es bereits geöffnet war. Kuksov merkte an dieser Stelle an, dass die Autotür geschlossen war und er nicht weiß, warum sie es nicth mehr war. Im Auto wurde nach 10 Minuten ein Gegenstand ähnlich einer Waffe gefunden. Auf Nachfrage von Kuksov bestätigt der Zeuge, dass Kuksov Schürfwunden im gesicht hatte, als er ihn bei der Durchsauchung sah.
Die Anwälte berichten, dass der Zeuge Aryanov, der heute verhört werden sollte, geflohen sei. Anwälte waren Zeugen des Gesprächs zwischen Aryanov und FSB-Beamten. Aryanov äußerte den Wunsch, mit der Ermittlung zu sprechen.
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