Am 6. Juni fand vor dem Landgericht Pensa die dreizehnte Sitzung im Falls der terroristischen Vereinigung “Netzwerk” statt. Die Richter Privolzhsky verhörte den Zeugen Viktor Kadukov, einen Lehrer der Militärabteilung der Staatlichen Universität Pensa, wo Ilya Shakursky, einer der Angeklagten des Falls, etwa ein Jahr lang studierte. Während der gleichen Sitzung begann der Staatsanwalt Sergej Semerenko, die Strafakte zu veröffentlichen.
Kadukov erklärte, dass Taktik, Kommunikationstechnologie und Ingenieurausbildung, das Studium von Panzerabwehr- und Infanterieminen und die technischen Eigenschaften von Granaten unterrichtet wurden und es auch taktischen Übungen gab. Sprengstoffangelegenheiten und das Stürmen von Gebäuden wurde aber nicht gelehrt. Der Zeuge berichtet, dass Shakursky den Kurs nicht abgeschlossen hat, nicht mal das erste Semester. Er habe bestimmte Fähigkeiten erworben, aber nicht in dem Umfang, den das Programm bietet.
Nach der Zeugenanhörung wird die Akte über die Brandstiftung des Militärkommissariat vom 23. Februar 2011 offengelegt. Ein unbekannter Mann warf einen Molotow-Cocktail, “ohne großen Schaden für das Gebäude”. Der Staatsanwalt gab bekannt, dass es in der Akte ein Geständnis von Dmitry Pchelintsev vom 7. November 2017 gibt. Er schrieb es in den Räumlichkeiten des Untersuchungsgefängnisses Nr. 1 in Penza. Pchelintsev teilte dem Gericht mit, dass er das nicht getan hat. Er weist drauf hin, dass er das Geständnis – ohne Beisein eines Anwalts – abgelegt hat, als er bereits im Fall “Netzwerk” in der U-Haft saß. Das Geständnis fällt in den Zeitraum, indem er mit Strom gefoltert und unter Druck gesetzt wurde, eine Woche nachdem er einen Selbstmordversuch hinter sich hatte, um der Folter zu entkommen. “Hätten Sie mir etwas zum unterschrieben vorgelgt – ich hätte alles unterschrieben”, erklärte Pchelintsev.
Der Staatsanwalt Sergei Semerenko legt weiteres Material des Falls offen. So verliest er die Entscheidung, die strafrechtliche Verfolgung wegen Beteiligung an der Terrorgemeinschaft gegen Jegor Zorin einzustellen. Dieser war einst in den Netzwerk-Fall verwickelt, gab aber ein Schuldgeständnis ab. Auf Grund seiner Aussage wurden die anderen Personen festgenommen. Semerenko las die Entscheidung vor, das Strafverfahren gegen Zorin zu abtrennen, in dem er des versuchten Drogenhandels beschuldigt wurde. Laut Protokoll wurde Jegor Zorin am 17. Oktober 2017 festgenommen, sagte er habe keine verbotenen Substanzen bei sich, wobei die Sicherheitskräfte 1,6 g Marihuana und 15 Tabletten, die eine verbotene Substanz enthielten fanden. Zorin sagte, er habe ihn zum ersten Mal gesehen, er habe das Beschlagnahmungsprotokoll nicht unterschrieben. Im November 2018 wurde Zorin im Drogenfall zu drei Jahren Bewährung verurteilt.
Al nächstes verließt der Staatsanwalt Semerenko das Material zum Strafverfahrens bei dem den drei im “Netzwerk”-Fall Angeklagten Andrei Chernov, Mikhail Kulkov und Maxim Ivankin illegaler Verkauf von Betäubungsmitteln (Artikel 228.1 des Strafgesetzbuchs) vrogeworfen wird. Den Unterlagen zufolge wurden am 31. März 2017 Kulkov und Ivankin 29 Päckchen mit verbotene psychotrope Substanz festgenommen. Dann entdeckte die Polizei wohl mehrere weitere Fälle von Drogenhandel in Pensa. Diese wurden im Herbst 2017 dem NetzwerkFall in Verbindung gebracht, als der FSB-Major Wlassow einen Bericht über die Beteiligung von Andrej Tschernow am illegalen Drogenhandel verfasste. Der Untersuchung zufolge ist der Beweis dafür in Tschernows beschlagnahmtem Mobiltelefon enthalten. Am 4. Juni 2018 wurden an 5 von 153 Orten, die in seinem Telefon Juni und Juli 2017 vermerkt waren, Betäubungssubstanzen gefunden – in Verpackungen ohne Fingerabdrücke, ohne Untersuchung von Experten, die die Erlaubnis hatten Studien durchzuführen.
Abschließend las die Staatsanwaltschaft das Protokoll vom 20. April und 1. September 2017 vor, in dem die Zeugin Diana Rozhina die Angeklagten anhand von Fotos identifizierte. Rozhina wurde ein Schwarzweißfoto von Pchelintsev präsentiert: Sie erkannte ihn u.a. an der Farbe seiner Haare. Außerdem identifizierte sie ihren Ex-Freund Ruslan Emelyanov, Maxim Simakov (er wurde am 5. Juni als Zeuge vor Gericht verhört), seine Frau Ekaterina Simakova und Pchelintsevs Frau Angelina sowie Farhat Abdrakhman und Anatoly Uvarov (mit dem Spitznamen „Crash“), der über Druck und Drohungen seitens des FSB-Druck bei der Anhörung am 5. Juni 2019 sprach. iana Rozhina zufolge nahmen alle an der Schulung teil, die die Untersuchung als Vorbereitung auf terroristische Handlungen qualifiziert. Während eines Verhörs vor dem Gericht am 4. Juni erklärte Rozhina sie nie eine Person namens „Crash“ gesehen hätte. In den Protokollen des Verhörs während der Ermittlungen am 25. Juni 2018 bestätigte Rozhina, dass sie Crash kannte. Unabhängig von diesen Ungereimtheiten machte Rechtsanwalt Oleg Zaitsev das Gericht darauf aufmerksam, dass in verschiedenen Identifikationsprotokollen zwei (offensichtlich falsche) der drei Fotos für verschiedene in den Fall verwickelte Personen gleich waren, was einen Verstoß gegen das Gesetz darstellt. Ebenso sei die Praxis die Identität der Angeklagten im “Netzwerk” -Fall Penza zweimal durchgeführt, illegal sei, so der Anwalt.
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