Kulkov ist einer der Angeklagten im Fall der terroristischen Vereinigung „Netzwerk“. Er absolvierte nach der Musikschule die Handels- und Wirtschaftsschule in Pensa mit einem Abschluss als Kochtechnologe, diente bei der Armee an der Grenze zur Mongolei in der Stadt Kyachta (Burjatien) und war Signalist. Nach der Armee kehrte er nach Penza zurück, arbeitete in öffentlichen Gaststätten und träumte davon, ein eigenes Fastfood-Restaurant zu eröffnen. Kurz vor der Verhaftung erhielt er eine Bescheinigung für ein Einzelunternehmen, fand eine Räumlichkeit und wollte Utensilien besorgen.
Zum ersten Mal wurde Kulkov am 30. März 2017 wegen des Verdachts des Drogenhandels festgenommen – vor dem „Netzwerk“-Fall. Er bekannte sich schuldig und saß etwa drei Wochen unter Hausarrest. Ende April 2017 floh er nach Moskau. Das zweite Mal wurde Kulkov am 4. Juli 2018 in Moskau festgenommen – bereits wegen des Verdachts des Terrorismus und der Beteiligung an der Vereinigung „Netzwerk“.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Kulkov im „Netzwerk“ ein „Arzt“ – er war verantwortlich für die Behandlung bei Schuss- und Sprengwunden, die Evakuierung vom Schlachtfeld und unterrichtete andere Mitglieder des „Netzwerks“ darüber. Die Mutter von Kulkova, Elena Samonina, sagte während ihrer Anhörung vor Gericht, dass ihr Sohn nicht mal wisse, welche Pille er bei Kopfschmerzen und welche bei Halsschmerzen nehmen soll.Sein Vater Aleksey Kulkov sagte, sein Sohn habe sich nie für Waffen und Wildtiere interessiert.
Mikhail Kulkov gab seine Schuld am Drogenhandel voll und ganz zu, jedoch nicht an der Beteiligung an der terroristischen Vereinigung „Netzwerk“.
Über das Netzwerk
„Ich habe aus dem Internet von dem Fall „Netzwerk“ erfahren, während ich mich vor den Ermittlungen [im Drogenfall] versteckt hatte. Ich hatte noch nie davon gehört. Ich erinnere mich, wie wir mit Maxim Ivankin [mit dem er von Pensa nach Moskau geflohen war] irgendwo in einem Café gesessen haben. Wir suchten Arbeit, lasen die Nachrichten, luden Telefone auf. Da erfuhren wir das erste mal vom “Netzwerk”.
Kulkov sagte, dass er keine besonderen medizinischen Fähigkeiten besitze und nie Medizin studiert habe, dass er mit der Rolle eines Arztes nicht vertraut sei, dass er nichts über Evakuierungsmethoden, Erste Hilfe, Schuss- und Explosionsverletzungen wisse – „höchstens aus irgendwelchen Filmen.“
Von den in den Fall verwickelten Personen kannte Kulkov nur Iwankin, mit dem er an einer technischen Schule studierte. Shakursky, Pchelintsev und Chernov – “Ivankins Freunde” – sah er nur bei gemeinsamen Veranstaltungen. Kulkov stellte sich als “Ilya” vor – einfach weil er den Namen mochte.
Über Anarchismus und Politik sagte Kulkov, dass er sehr weit davon entfernt sei. Airsoft habe er nicht gespielt, Waffen mochte er nicht: Sein Vater hatte ein Jagdgewehr zu Hause, er hat aber nie damit geschossen. Während einer der Ausflüge schoss er mal auf eine kleine Dose.
„Im Sommer 2016 bin ich dreimal mitgegangen. Es waren verschiedene Leute da, ich kann mich nicht an alle erinnern. Wir genossen die Natur, machten Lagerfeuer, erholten uns aus. Aber es gab definitiv keine revolutionären und terroristischen Ziele. Ich würde mich erinnern.“
Über den geheimen Zeugen “Snupov”
Kulkovs Anwalt Igor Kabanov bat seinen Mandanten, sich zur Vernehmung eines geheimen Zeugen unter dem Pseudonym „Snupov“ zu äußern. Diesen hatte das Gericht am 19. und 20. Juni zusammen mit anderen geheimen Zeugen im Fall „Netzwerk“ angehört. Damals sagte „Snupov“, dass er Ende August 2018 am Versammlungspunkt des Untersuchungsgefängnisses einen Mann namens Mikhail getroffen habe. Laut dem Zeugen hätte ihm dieser Mann gesagt, dass er ein Jahr im Wald gelebt habe und manchmal mit Freunden mit Waffen trainiert habe. Laut Snupov soll ihm Mikhail gesagt haben, dass “das man arm lebt” in Russland und “wir uns auf einen Bürgerkrieg vorbereiten müssen”. Laut dem Anwalt Igor Kabanov hat „Snupov“ bei der Beschreibung des Gefangenen, der angeblich Kulkov sein soll, mindestens zwei Fehler gemacht – hinsichtlich Körperbau und Haarfarbe. Das Aussehen von Kulkov stimmte nicht mit den Beschreibungen überein, die Snupov dem Gericht gegeben hatte. Während der Vernehmung von „Snupov“ vor Gericht fragte der Anwalt Kabanov auch, warum er die Protokolle seiner Vernehmungen während der Ermittlungen wortwörtlich wiederholt. Snupov antwortete, dass er “nur ein gutes Gedächtnis” habe.
“Dieser Zeuge hat nichts mit mir zu tun, er hat eine ganz andere Person beschrieben”, sagte Michail Kulkow während der Vernehmung vor Gericht. „Und er wiederholt nur auswendiggelernte Formulierungen.“
Außerdem konnte er zu genanntem Zeitpunkt nicht zusammen mit anderen Gefangenen am Versammlungspunkt gewesen sein, so Kuksov.
“Wir durften niemanden sehen und niemand uns.Wir haben Artikel 205 [Terrorismus]. Selbst wenn sie uns von einem zu anderen Gebäude führten, wo auch andere Gefangene entlanggeführt wurden, dann haben sie entweder mich oder die andere Person irgendwo kurz versteckt“, erklärte Kulkov.
Über Drogen
Kulkov sagte, dass er Anfang 2017 einen Nebenjob über das soziale Netzwerk von VKontakte suchte. Zu dieser Zeit arbeitete er als Koch und verdiente weniger als 15 Tausend Rubel. Einer der Anzeigen zufolge wurde ihm angeboten, den Xabber-Messenger zu installieren und dann – Lieferungen machen zu setzen. Eine Lieferung habe 200 Rubel gekostet. Wie viele Lieferungen er schaffte und wie viel er in drei Monaten verdiente, wusste der Angeklagte nicht mehr. Laut Kulkov hat er Geld sparen wollen, um sein Catering-Geschäft zu eröffnen.
Er wurde am 30. März 2017 festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Das Gesamtgewicht der Drogen, die Kulkow nach Angaben der Staatsanwaltschaft verteilte, betrug 17,396 Gramm. Er teilte dem Gericht mit, dass er Kunden am Telefon Lieferadressen diktiere. Bei seiner Verhaftung zeigte er den Ermittlern Audioaufnahmen mit Lieferungen, so dass sie diese beschlagnahmten. Drei Wochen später verschwand er zusammen mit Iwankin aus dem Hausarrest, was ihm „leid tut“ und was er „bereut“.
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