Pensa. Prozesstag 31. Befragung eines “professionellen” Zeugen

Dmitry Grachev war Zeuge während der Hausdurchsuchung beim Angeklagten Ilya Shakursky. Er erzählte, wie FSB-Mitarbeiter bei Shakursky einen Sprengsatz und eine Pistole fanden. Grachevs Aussage unterschied sich von der Aussage, die zuvor von Shakurskys Mutter dem Gericht vorgelegt worden war, und teilweise von der Aussage des zweiten Zeugen.

Zeugenaussage

Dmitry Grachev beantwortete etwa eine Stunde lang Fragen vor Gericht. Andere Zeugen wurden an diesem Tag in 15 bis 20 Minuten verhört. Laut Anwälten ist Grachev einer der “professionellen Zeugen” und hat mehrmals an den FSB-Ermittlungen teilgenommen. Bezüglich der Hausdurchsuchung bei Ilya Shakursky am 18. Oktober 2017 erinnerte sich Grachev an mehrere Fakten. Erstens wurde die Tür zur Wohnung für die FSB-Offiziere von Ilya Shakurskys Mutter (Elena Bogatova) geöffnet.

Zweitens begannen die Ermittler die Durchsuchung vom Zimmer aus, gingen dann in die Küche und danach wieder ins Zimmer zuzück. Sie trugen, wie der Zeuge sagte, Uniform und Handschuhe.
Drittens fanden die Ermittler laut Grachev im Zimmer eine Makarov Pistole. Die FSB-Offiziere benutzten eine Taschenlampe, der Zeuge sah keinen Staub unter dem Sofa.
Viertens berührte vor der Ankunft der Experten der FSB nicht den Zylinder, der aussah wie ein Feuerlöscher, der in der Küche gefunden wurde. Einige von ihnen, so Grachev, blieben weiterhin in der Küche. Ankommende Experten sagten, es handele sich um ein behelfsmäßiges Sprengmittel.
Fünftens sei er nicht besorgt gewesen, als die Aktivisten den vermeindlichen Sprengsatz fanden, und hatte keine Angst, dass es funktionieren könnte. Wo genau sie den Zylinder fanden, erinnerte er sich nicht.

Widersprüche in den Antworten der Zeugen
Bei der Befragung des Ermittlers Dmitry Boltyshev am 25. April 2018 sagte Grachev, dass Shakursky keine Gegenstände aufuntergeschoben worden sind, keine Gewalt angewendet und kein Druck ausgeübt worden sei.
Er sagte dem Ermittler, dass sie neben dem Zylinder in Shakurskys Küche auch ein Behälter mit der Aufschrift “Saltpeter” und einer weißen Substanz gefunden hätten. Bei der Vernehmung des Ermittlers Tokarev am 10. Mai 2018 bestätigte der zweite Zeuge, Dmitry Saltanov, dies. Die Suche habe jedoch von der Küche aus begonnen: In einer Nische unter dem Fenster fanden sie einen Feuerlöscher mit einem Draht und einer Tüte Salpeter, der Experte sagte, es handele sich um eine „hausgemachte Bombe“.
Während des Verhörs durch den Ermittler sagte Grachev, dass er während der ganzen Suche im Raum war und beobachtete, was passierte. In der Gerichtsverhandlung am 11. Juni sagte der Zeuge Saltanov aus, dass sie erst sieben Minuten, nachdem die FSB Beamten die Wohnung betreten hatten, rein durften.

Zeugnis der Mutter des Angeklagten Shakursky
Die Mutter von Ilya Shakursky, Elena Bogatova, sagte bei der Durchsuchung bei ihrem Sohn zunächst per Videoverbindung zum Moskauer Militärbezirksgericht und dann zum Wolga-Gericht in Pensa aus. Der Fall der Gründung der Terrorgemeinschaft “Netzwerk” ist zweigeteilt und wird getrennt betrachtet – in Pensa und St. Petersburg. In ihrem Zeugnis beschrieb sie detailliert, wie die Durchsuchung am 18. Oktober 2017 durchgeführt wurde. Ihr Zeugnis weicht vom Zeugnis des Zeugen Grachev ab.
Ihr zufolge öffneten die FSB-Beamten selbst die Tür zur Wohnung. Sie waren in Zivil gekleidet und hatten keine Handschuhe. Elena Bogatova sagte, dass die Ermittler die Durchsuchung der WOhnung von der Küche aus begannen. Als sie die Waffe unter dem Sofa fanden, war es dort staubig aber es war kein Staub auf der Waffe.

Shakursky und Zeugen sagten, dass er im FSB-Gebäude, in das er nach der Durchsuchung gebracht wurde, ein blaues Auge hatte. In der Untersuchungshaftanstalt, in der Shakursky anschließend inhaftiert wurde, wurde notiert, dass es sich um eine Alltagsverletzung handelte.

This post is also available in: Русский (Russisch)